Für Dave Cockrum
Das goldene Alter für Comics ist, wenn du zwölf bist. Das silberne Alter ist mit ungefähr vierzehn, fünfzehn - diese nebulöse Zone, wenn Comics noch immer wichtig sind, aber auch Rock Music, und auch Mädchen, wenn man bloß mal nah genug an sie herankäme, um etwas anderes zu tun, als zu erröten und herumzustottern. Danach kommt der langsame Sündenfall, und dann laufen alle Altersklassen in einem dunklen Abgrund zusammen. Nichts wird es je wieder so magisch machen, wie es war, damals, als die Sommer noch ewig dauerten, und das Mädchen von nebenan noch eine Stupsnase und Rattenschwänzchen hatte (die Sicherheitsnadel in ihrer Nase und der Irokesenschnitt würden erst in ein paar Jahren kommen).
Ich bin als Kind nie wirklich auf Superhelden angesprungen (TM Marvel und DC und wie komisch ist das?). Sie gefielen mir ganz gut, aber sie schienen immer ein wenig problematisch zu sein. Sie erledigten nicht den wichtigen Kram.
Der wichtige Kram, so wie ich ihn sah, waren Superkräfte, die dir erlaubten, die Schule leichter zu überleben. Wäre ich der Schnellste Mensch Der Welt, wäre ich nie wieder zu spät in der Schule. Wäre ich unverwundbar (und könnte ich es buchstabieren und wüsste, was es heißt), würde ich nicht auf einem gefrorenen Fußballfeld stehen und mich furchtbar fühlen, oder in irgendeiner Defensivposition versauern, wo ich am wenigsten Schaden anrichten kann. Selbst Aquaman war kein schlechtes Los: der höllische Pflicht-Schwimmunterricht im ungeheizten Freibad hatte mich überzeugt, dass ich ohne seine Kräfte garantiert ertrinken würde, selbst wenn sie mir nicht ermöglichen würden, mich auf telepathischem Wege mit den ansässigen Stichlingen zu unterhalten.
Ich glaube, das war der Grund, aus dem ich die Legion der Superhelden liebte, in meiner eigenen goldenen Zeit. Es gab eine Menge von ihnen. Sie lebten in der Zukunft. Und ihre Kräfte schienen wie gemacht dafür, die Schule zu überleben. (Ich sollte in der Schule Mahlzeiten zu mir nehmen, die nur Materie Vernichter Junge ohne Probleme hätte essen können.) Sie hatten ein Vereinshaus. Und sie bekämpften auch keine Bankräuber. (Meistens schienen sie sich selbst zu bekämpfen, sogar, wenn sie eine Gehirnwäsche von intergalaktischen Bösewichtern durchlaufen hatten. Auch das machte für mich Sinn. Ich war zwölf und hatte den Schluss gezogen, dass Bankräuber in Comics viel häufiger vorkamen als in der Realität.) Und vor allem hatten sie für eine kurze Zeit - ausgerechnet, als ich zwölf war - Dave Cockrum.
Ich wartete immer drauf, dass eine Zeitblase aufkreuzte und ich eingeladen wurde, der Legion beizutreten. Ich hatte keine besonderen Kräfte, keine, die mir aufgefallen wären, aber man weiß ja nie, ob man nicht Glück hat.
Ich sollte googlen und herausfinden, was die erste Legion-Geschichte war, die Dave gezeichnet hat; andererseits weiß ich noch genau, welches die erste war, die ich gelesen habe. Sie hieß “Curse of the Blood Crystals”, und war von Murphy Anderson getuscht. (Ich war schon immer vernarrt in die Tuschezeichnungen von Murphy Anderson.)
Und fast sofort, so scheint es mir, war Superboys Comic Teil der Legion-Comics geworden, und Dave Cockrum war der Zeichner der Legion (Cary Bates hat die Geschichten geschrieben), und auf einmal war es cool...
Als Dave anfing, die neuen X-Men zu zeichnen, fühlte ich schon gewisse Besitzrechte, so wie sie nur Comic-Leser gegenüber den Künstlern empfinden können, deren Werke sie lieben. Ich besaß Dave Cockrum, wie ich auch Neal Adams und Berni Wrightson und Jack Kirby und Jim Aparo besaß. Er war einer von meinen und besaß ein kleines Stück meiner Seele.
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