Mittwoch, April 09, 2008

Warning: low-flying introductions...

Von Neil, Dienstag, 8. April 2008, 13:10

Vorsicht: Tieffliegende Einleitungen...

Bereitet euch darauf vor, dass die ein oder andere Einleitung hier auftaucht -- es scheint mir spaßiger zu sein, die Dinger ab und zu in den Blog zu schmeißen und die vom Webgoblin sammeln zu lassen, als sie ihm einfach zu schicken, damit er daraus eine neue, gut eingerichtete Abteilung in Cool Stuff macht (unter http://www.neilgaiman.com/p/Cool_Stuff, für die von euch, die das auf Feedreadern lesen).

Das ist die Einleitung für Joe Sanders Sammlung von wissenschaftlichen Arbeiten über The Sandman, The Sandman Papers, veröffentlicht von Fantagraphics vor einigen Jahren.


Es gibt Einleitungen und es gibt Einleitungen und es gibt Einleitungen, und dann gibt es welche wie diese, in denen ich ein Buch einleite, das eine Art Verbindung zu mir hat, und ich habe keine Ahnung, was ich wirklich zu diesem Buch in deiner Hand hinzufügen kann. Trotzdem muss ich es versuchen.

Auf einer Konferenz über das Element des Fantastischen in der Kunst nahm ich einmal an einer Präsentation dreier Arbeiten über mein Werk teil, von denen eine hier abgedruckt ist, und nach jeder Präsentation wurde ich gefragt, ob ich dazu etwas zu sagen hätte, was ehrlich gesagt in etwa so ist, als ob man nach seiner eigenen Autopsie gefragt wird, ob man darüber reden möchte. (Meine Antworten variierten, zumindest in meiner Erinnerung, von “Ähm, danke. Das war sehr nett von Ihnen.” bis “Ähm, ohne respektlos sein zu wollen, falls Sie die Ausgabe gelesen haben, die Sie zitieren, dann glaube ich nicht, dass das so darin steht...”. Aber möglich, dass ich auch nur lächelte und nickte.)

Das waren allerdings - von der Korrektur des ein oder anderen objektiven Fehlers abgesehen - einfach meine Meinungen, und die halte ich nicht für priveligiert. Wenn man einmal etwas niedergeschrieben hat, gehört es einem nicht länger: es gehört den anderen Leuten, und diese anderen haben alle Meinungen darüber, und jede dieser Meinungen ist so korrekt wie die des Autoren – vielleicht sogar noch eher. Weil diese Leute die Arbeit als etwas absolut neues gelesen haben, und von Amnesie mal abgesehen, wird der Autor dazu nie in der Lage sein. Es wird zu viele Geister-Versionen der geschichte geben, die ihm im Weg stehen, und mal davon abgesehen kann der Autor sie nicht zum ersten Mal lesen und sich fragen, was als nächstes passieren wird oder sie mit anderen Dingen vergleichen, die er oder sie gelesen hat.

Also bin ich - auch wenn meine eigene Meinung sich von manchen der hier präsentierten Schlüsse unterscheiden mag - doch ganz glücklich damit, dass diese Meinungen existieren; immerhin haben die Leute, die zu diesen Schlüssen gelangt sind, meine Arbeit zum allerersten Mal gelesen, was mehr ist, als ich je zustande gebracht habe. Manchmal haben mir diese Argumentationen die Augen über meine Arbeit geöffnet und mir gezeigt, dass mehr darin enthalten ist, als ich beabsichtigt hatte. Ich wurde für zufällige Weisheit gelobt und verdammt für Dinge, die ich nicht sicher bin, getan zu haben. Und ich habe es immer genossen, denn ich hatte immer einen gesunden Respekt vor der Wissenschaft. Auch wenn sie mich verwirrt, behandelt sie Kunst, als sei sie wichtig. Und für die unter uns, die Künstler sind, ist das eine feine Erfahrung.

Mich freut vor allem immer wieder die wissenschaftliche Aufmerksamkeit, die Comics zuteil wird – teilweise, weil ich denke, dass wir die besten kritischen Geister brauchen, um darauf zu zeigen, was wir tun und es uns zu erklären, und teilweise, zum größten teil soagr, weil es zeigt, wie die Dinge sich ändern. (Vor zehn Jahren wurde ich von der künstlerischen Fakultät einer amerikanischen Universität eingelden, und wurde entschuldigend informiert, dass die Anglistik, ähm, meinen Vortrag boycottieren würde, weil ich Comics schreibe. Heutzutage kommen die Einladungen von der Anglistik...)

Eine Sache, die ich erwähnen sollte, ist, dass Joe Sanders (Es gibt zwei dieses Namens in diesem Buch, nur um euch zu verwirren. Ich rede vom Herausgeber.) nicht nur ein guter und scharfsinniger Kritiker und exzellenter Lehrer ist, sondern sich auch unermüdlich dafür eingesetzt hat, dass dieses Buch erscheinen konnte. Ich hoffe dieses Buch ist nur der Anfang eines gedruckten und gesammelten Dialogs zwischen denen, die Comics machen, und denen, die uns sagen, was wir getan haben.

Neil Gaiman
January 10, 2006
....

Es ist furchtbar, eine Reihe von Amazon Buchrezensionen zu lesen und dabei zu kichern wie ein Schuljunge. Aber ich habe das hier gelesen und gekichert.

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