Dienstag, Oktober 31, 2006

Important. And pass it on...

Von Neil, Montag, 30. Oktober 2006, 21:40 Uhr

Wichtig. Und gebt es weiter...

John M. Ford war so ziemlich der schlaueste Schriftsteller, den ich kannte. Größtenteils. Er hat allerdings eine Sache gemacht, die nicht besonders schlau war: er wusste, dass er nicht der Gesündeste war, aber er hat dennoch kein Testament hinterlassen, und deshalb wurde bei seinem Tod sein Nachlass nicht so geregelt, wie er es zu Lebzeiten gewollt hatte, was seinen Liebsten viele Sorgen beschert hat.

Er ist nicht der einzige Schriftsteller, den ich kenne, der nicht daran gedacht hat, sich um seinen geistigen Nachlass zu kümmern. Ich kannte zum Beispiel einen Schriftsteller - einen großartigen Schriftsteller - der in den letzten fünf Jahren seines Lebens von seiner Frau getrennt und entfremdet war. Er hinterließ kein Testament, und seine Lebensgefährtin, die sein Werk verstand und respektierte, wurde ausgeschlossen, während seine Frau sein Werk erbte, und es, wie ich finde, nicht so behandelt hat, wie sie es hätte tun sollen. Diese Sachen passieren, und sie passieren zu oft.

Es gibt Schriftsteller, die der Welt fröhlich kundtun, dass sie kein Testament anfertigen, weil ihnen egal ist, wer ihre Jeans und alte Gitarre bekommt, wenn sie sterben, aber die hysterisch werden würden, wenn sie erkennen würden, wieviel Ärger ihre Bücher oder Artikel oder Gedichte oder Lieder ihren Liebsten (oder Lektoren, Herausgebern oder Fans) nach ihrem Tod machen würden...

Schriftsteller schieben es vor sich her, ein Testament zu machen (nun ja, Menschen schieben es vor sich her, Testamente zu machen, und die meisten Schriftsteller sind wohl Menschen). Einige von uns denken, es sei selbstverherrlichend oder närrisch, vorzugeben, dass irgendwer nach ihrem Tod an ihren Büchern oder Kreationen interessiert sein würde. Andere glauben heimlich, wir würden für immer leben, und ein Testament zu machen würde bedeuten, den Tod den Fuß in die Tür kriegen zu lassen.

Andere machen ein Testament, aber denken nicht daran, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem, was mit unseren zweitbesten Betten geschieht und was mit unserem literarischen Nachlass geschieht, was bedeutet, dass gleichgültige oder unqualifizierte Verwandte sich plötzlich für alles, was der Autor geschrieben hat, verantwortlich sehen. Einige von uns sind einfach geizig.

All das machte mir Sorgen und tut es noch immer.

Kurz nach Mike Fords Tod sprach ich mit Les Klinger darüber. Les ist Anwalt, und ein sehr guter, und darüber hinaus auch Autor. Ich habe ihn über Michael Dirda und die Baker Street Irregulars (hier ist Les Sherlockische Webseite) kennengelernt.

Les sah meinen Punkt sofort, verstand meinen Kreuzzug, und ging und setzte ein Dokument für Autoren auf. Vor allem die Autoren der faulen Sorte, oder die, die bisher einfach noch keinen Anwalt besucht haben, oder diejenigen, die denken, dass sich alles irgendwann von selbst regeln wird, oder die, die einfach noch nie darüber nachgedacht haben.

Es ist ein PDF Dokument, welches ihr hier herunterladen könnt und solltet, falls ihr Künstler seid:

http://www.neilgaiman.com/journal/SIMPLEWILL.pdf

Wie Les sagt sind eure Optionen folgende:

1) Schreibt das gesamte Dokument per Hand ab, verseht es mit einem Datum und unterschreibt es am Ende. Keine Zeugen erforderlich.

2) Tippt das Dokument, datiert es, unterschreibt es IN ANWESENHEIT von mindestens zwei Zeugen, die nicht der Familie angehören oder im Testament erwähnt werden, und lasst es von beiden Zeugen IN EUREM BEISEIN unterschreiben. Noch besser, geht mit dem Formular zu einem Anwalt und unterhaltet euch mit ihm über eure Möglichkeiten!


Außerdem solltet ihr beachten: die erste Option ist nicht überall gültig -- nach Wikipedia, sind diese unbezeugten holographischen Testamente in circa 30 der 50 Staaten gültig. Gerichte, die diese holographischen Testamente selbst nicht anerkennen, erkennen sie vielleicht nach dem "foreign wills act" an, wenn sie in einem anderen Gerichtsbereich, in dem sie gültig wären, verfasst wurden. In Großbritannien sind nicht bezeugte holographische Testamente in Schottland, aber nicht in England oder Wales gültig.

Also ist die zweite Option die bei weitem weisere der beiden.

Verbreitet das. Sagt es weiter. Und dann, falls ihr Schriftsteller seid, oder auch nur Hobbyautoren mit einigen veröffentlichten Kurzgeschichten, oder einem dünnen veröffentlichten Buch, von dem ihr denkt, dass eh niemand es je lesen oder wiederveröffentlichen würde, füllt das Formular aus. Unterschreibt es und datiert es vor Zeugen. Bewahrt es an einem sicheren Ort auf. Und seid zufrieden, dass ihr einen Herausgeber oder einen Liebsten in der Zukunft etwas glücklicher und ihr Leben etwas einfacher gemacht habt.

(Oder noch besser: Druckt es aus und nehmt es mit zu eurem Anwalt/Notar oder sonstiger gleichwertiger rechtsbewanderter Person, um ein formelles Testament aufzusetzen. Wie Les sagt, geht mit dem Formular zu einem Anwalt und unterhaltet euch mit ihm über eure Möglichkeiten.)

Fühlt euch frei, es auf euren eigenen Webseiten zu veröffentlichen, oder es zu verlinken, oder diesen Blogeintrag zu verlinken -- es ist http://www.neilgaiman.com/journal/2006/10/important-
and-pass-it-on.html
-- wo ihr alle Informationen findet.

(Und das gleiche gilt für euch Künstler, Fotografen und Liedertexter, auch wenn vielleicht ein paar Worte geändert werden müssten.)

[Edit um hinzuzufügen, dass Les Fassung für die USA gilt. Wenn ihr außerhalb der USA lebt, geht zu einem Anwalt - ihr könnt Les Dokument mitnehmen, um ihm zu zeigen, was ihr euch vorstellt. Und wenn ihr Anwälte oder Notare aus dem Ausland seid, die sich mit Nachlassverwaltung auskennen, und ihr eine Vorlage erstellen wollt, schickt sie mir und ich werde eine Webseite mit allen Vorlagen erstellen.]


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