Donnerstag, April 17, 2008

Religiously interrupting your being since February 2001

Von Neil, Freitag, 11. April 2008, 20:49 Uhr

Religiös euer Dasein störend seit 2001

Ich bin grad etwas gehirntot -- gestern bin ich nach LA geflogen, hatte ein spätnachmittägliches Treffen über einen Film, den ich basierend auf einem meiner Bücher schreiben werde (ich denke, ich kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht genauer werden, zumindest nicht, bis die Verträge unterzeichnet sind oder ich ein OK habe, darüber zu reden), und es war richtig gut. Mein Produzent ist ein Autor, und wir saßen zusammen und waren einer Meinung, was ich tun soll. Das Schlimmste am Schreiben für jemand anderen ist, und das habe vor allem bei Filmen ich mehrmals feststellen müssen über die Jahre, wenn man mit einem redakteur oder Produzenten redet und denkst, man redet über das Gleiche. Dann trennt man sich, man macht, was man dachte abgesprochen zu haben, und man reicht etwas ein und entdeckt, wie falsch man lag, und während man zum Beispiel eine romantische Liebesgeschichte mit Geistern beschreibt, kaufen sie eine unheimliche Geistergeschichte mit vielleicht einem Hauch Liebe drin, und alle sind unglücklich und das Projekt ist gescheitert. Jedenfalls wird die hier klasse werden, denke ich -- es fühlte sich an, als würden wir über das gleiche Buch und den gleichen Film reden.

Dann klingelte mein Handy und ich fand mich in der Notaufnahme eines Krankenhauses wieder, um einen verlegenen Freund zu besuchen, der gerade eingeliefert worden war und woanders sein wollte. Im Großen und Ganzen war es weder so heftig wie ER noch so lustig wie Scrubs, aber ich fühlte mich definitiv, als wäre ich ins amerikanische Fernsehwunderland gewandert. Spät zurück im Hotel habe ich an einem überfälligen Artikel über Crossover Fiction für das britische Writers and Artists Yearbook gearbeitet, weil sie mich gebeten haben, etwas für sie zu schreiben, und weil die Ausgabe des Jahrbuchs von 1983 das eine wirklich wichtige Teil war, das ich besaß, als ich auszog, Journalist zu werden.

Ein Weckruf um fünf Uhr morgens und auf zum Flughafen, um nach Hause zu fliegen. Habe den Artikel fürs Jahrbuch in der Nordwest-Lounge fertiggestellt. Hab ihn abgeschickt. Ich hörte dann, dass in Minneapolis "lähmender" Schnee erwartet wird, aber es war nur Regen und wurde erst zu Schnee, als ich sicher zuhause war. Und es war lebenswichtig, dass ich pünktlich zurückkam, denn ich musste zuhause sein für...

Die Übernachtung Der Freundinnen. Wobei ich Der Anwesende Erwachsene bin. In den Hauptrollen Maddy und fünf ihrer 13-14jährigen Freundinnen, für die ich Chauffeur (zum Kino und zurück), Ratgeber ("ihr könnt wahrscheinlich mehr Käse auf diese Nachos packen"), Dinge-In-Den-Ofen-Steller und am wichtigsten - weil sie grade alle Prom Night gesehen hatten und ein wenig lebhaft waren - Anbieter von hilfreichen Tipps ("Ihr bleibt besser alle zusammen heute Nacht. Es ist immerhin ein großes, altes Haus, und wenn bedenkt, wieviele Leute hier über die Jahre gestorben sind...nun, ich hab schon zuviel gesagt...") spiele. Es findet statt, während ich das hier tippe.

...

Ein Artikel über bloggende Autoren aus The Age, in dem wir erfahren, dass mein Blog nicht mehr das ist, was er mal war. Stimmt wahrscheinlich, auch wenn es in den letzten sieben Jahren immer mal wieder so Phasen hatte. Trotzdem, falls ich diesen Sommer auf Forschungsreise gehe, werde ich wohl eine Weile nicht bloggen und alles in Notizbücher schreiben.

Ein Herrlicher Artikel über Fantasy im Daily Telegraph von Mark Chadbourn. Für dessen Buch The Fairy Feller's Master Stroke ich mal eine Einleitung geschrieben habe. Falls ich sie finden kann, stelle ich sie hier ein. Sie dreht sich hauptsächlich um Richard Dadd, eine andere meiner Macken.

...

Hi Neil,

Ich dachte, das hier interessiert dich vielleicht:
http://www.thedesignfiles.net/2008/04/interview-nicholas-jones.html

Solche erstaunlichen Skulpturen aus Büchern zu machen fasziniert mich (und lässt mich etwas zusammenzucken--"nein, nicht die Bücher!"-- aber trotzdem ist es schön :)).

Sie sind schön, nicht wahr?

Du schreibst großartige Bücher. Du warst sogar mal mein Lieblingsautor, aber dann holte ich mir die Virconium Serie von M. John Harrison weil unten klein drauf stand "Mit einer Einleitung von Neil Gaiman".

Jetzt ist M. John Harrison mein Lieblingsautor und Virconium ist meine Bibel. Du hast dich selbst vom ersten Platz verjagt. Einleitungen sind wie kleine Brücken von Autor zu Autor. Danke, dass du so viele baust.

Ironischerweise,

Evan


P.S. Die Einleitung ist ziemlich gut.

Keine Ursache. Mike Harrison ist einer meiner Lieblinsgautoren -- ich bin erfreut, dass er nun deiner ist.

ich wollte dir nur sagen, dass deine Arbeit religiös mein Dasein stört!!!!!

Ich hoffe, dass ist gut.

Ich fühle mich grad ein bischen verlassen. Ich hatte ein wunderbares Gespräch mit einem meiner Professoren über unsere Bewunderung für deine Bücher. Aber vorher hatten wir eine harte Diskussion darüber, dass ich meine Geschcihte für ihm umschreiben muss. Mal wieder. Grund? Weil er nicht nicht glaubhaft fand, dass der Charakter -- eine Polizistin -- bestimmte Gedanken denken oder besorgt sein oder sich etwas bei einer Sternschnuppe wünschen würde.

Polizistinnen sind auch nur Menschen, oder? Sie könne von einem Vergewaltigungsfall verstört sein obwohl sie erfahrene Polizistinnen sind? Sie haben trotzdem Gefühle?

[seufz] Dieses geschimpfe ist von deiner Aussage motiviert, dass 95% von dem in deinen Entwürfen am Ende auch im fertigen Buch landet. War das immer so? Gabs eine Zeit, wo jemand deine Arbeit abgelehnt hat, weil sie glaubten, was du schreibst sei unrealistisch? Oder lassen sie dir mehr Freiheiten, weil du normalerweise in magischen fantastischen Welten schreibst?

Eine Studentin, die ihren Namen nicht sagt, weil ihr Professor die Seite hier auch liest

(mal davon abgesehen, dass er sie sowieso erkennen wird, weil sie zuviele Details verraten hat...)

ich.

Lass mich mal sehen. Um die offensichtlichen Fargen zuerst zu beantworten, war da jemals jemand, der meine Arbeit als unrealistisch abgelehnt hat? Wahrscheinlich, auch wenn mir grad kein konkretes Beispiel einfällt. Normalerweise lehnen siesie ab, weil sie nicht gut genug ist.

Du brauchst nie einen Leser davon überzeugen, dass Polizistinnen sich etwas wünschen, wenn sie eine Sternschnuppe sehen. Du musst deine Leser überzeugen, dass diese eine Polizistin es tun würde. Du musst deine Charaktere rund genug machen, dass der Leser fast schon erwartet, dass diese Polizistin sich etwas wünscht, wenn sie eine Sternschnuppe sehen..

Niemand lässt in Fantasy mehr Freiheiten, genauso wenig wie in romantischen oder historischen Romanen oder sogar in Sachliteratur. Es heißt Aufhebung des Unglaubens, und beim Schreiben ist es das, was du tust und was du aufbaust, und es ist so dünn wie eine Seifenblase. Sie platzt leicht. (Ich erinnere mich, einmal von Rachel Pollack rangenommen worden zu sein für etwas in einer meiner Kurzgeschichten. "Aber das ist das einzige in der Geschichte, das wahr ist!" sagte ich ihr. "Es ist egal, ob es wahr ist," sagte sie. "Es ist nur wichtig, ob es im Kontext der Geschichte glaubhaft ist." Und ich wusste, dass sie Recht hatte.)

Übrigens fand ich, dass die Polizei in den USA und in Großbritannien immer sehr hilfreich zu Autoren war, oder zumindest zu mir. Nichts ist besser, als einen Tag mit einem Polizisten unterwegs zu sein, oder sich eine Wache zeigen zu lassen und neugierige Fragen zu stellen, um als Autor überzeugt schreiben zu können. Und Überzeugung und Sicherheit sind schon die halbe Miete..

Neulich habe ich in einem Antiquariat eingekauft und plötzlich erkannt, das ich nicht weiß, wie Schriftsteller ihr Geld verdienen. Ich komme klar mit Vorschüssen und Lizenzgebühren (zumnidest etwas) aber:

1. Bekommen Schriftsteller auch Lizenzgebühren von gebrauchten Büchern? Verkaufszahlen enthalten immer nur neue, also...

2. Und Bücherclubs? Verdient ihr daran?

Ich verdiene genug, um mir neue Bücher zu kaufen, aber das war nicht immer so - ich versuche nicht, Antiquariate und Büchereien zu verunglimpfen. Falls neue Bücher kaufen mehr Geld für die Autoren (und Zeichner) bedeutet, was zu neuen Büchern führt, dann kauf ich sie neu.

Danke, ich freu mich schon auf "The Graveyard Book" (obwohl ich wünschte, es wäre schon draußen, um mit dem gräßlichen Frühlingswetter zusammenzufallen)

ethan


Nein, für gebrauchte Bücher bekommen Autoren nichts, aber für die sind wir ja schon einmal bezahlt worden. Jemand hat sie mal gekauft und ich bin glücklich mit der Tatsache, dass sie wieder verkauft werden. (Wie ich mal in
Wired (ganze Antwort von mir hier) und hier wiederholt in diesem Tagebuch gesagt habe:

Wenn ihr eins meiner Bücher kauft (oder es zur Rezension geschickt bekommt), gehört es euch. Ihr habt es gekauft (oder geschenkt bekommen). Ihr könnt es weiterverkaufen. Ich habe weder ein Problem mit Amazon Listen von gebrauchten Exemplaren noch mit der Second Hand-Abteilung eines Buchladens. Es ist ihr Laden.

Ihr könnt Bücher neu kaufen, als gebundenes Buch oder als Taschenbuch, ihr könnt es gebraucht finden oder als Sammlerstück. Macht mir nichts aus. Mich interessiert nur, dass Leute lesen.

Wie ich lang und breit
hier in diesem Tagebuch erklärt habe, was letzten Monat in Wired zitiert wurde, kommen Bücher nicht mit einmaligen Einzelnutzerlizenzen, und ich halte das für eine gute Sache.

Und in den letzten sechs Jahren habe ich meine Meinung darüber nicht geändert.

Schriftsteller profitieren auch von Bücherclubs - der Club zahlt keine Lizenzgebühren für jedes einzelne Buch- Normalerweise zahlen sie eine Gebühr an den Verleger, die mit dem Autor geteilt wird, um das Buch veröffentlichen zu dürfen (oft in kleinerer Form oder auf billigerem Paier als das Original) oder sie machen einen Vertrag mit der Verleger, normale Ausgaben zu überdrucken (die Bücherclub-Ausgabe von Sternenwanderer ist
zum Beispiel wie die original DC Ausgabe, identisch wenn es um Größe und Bindung und Papier geht, denn sie haben am Ende des Drucks einfach ein paar tausend mehr mit dem Bücherclub-Logo gedruckt).

Hi Neil!

Ich habe grad ein Buch von einem deutschen Autoren gelesen, der einiges aus deinen Geschichten entliehen, vor allem aus Niemalsland. Die Geschichte spielt (a) unter London, und Mr. Croup und Mr. Vandemaar kommen auch vor (mit anderen Namen), und manch anderes Detail war schrecklich vertraut.

Ich habe mich nur gefragt, was du davon hältst, wenn jemand anderes "deine" Ideen und Charaktere benutzt. Stört dich das? Ehrt es dich? Interessiert es dich überhaupt?

Ich hoffe, du hast diese Frage noch nicht beantwortet, falls doch, konnte ich sie im Blog nicht finden und würde gern einen Tipp haben.

Danke im Voraus!

L.


Es heißt, Imitation ist die ehrlichste Form des Shcmeichelns, und ehrlich gesagt fühle ich mich meistens geschmeichelt, wenn ich so etwas höre. Es hat mehr klasse, wenn die Leute, die das machen, dich als Einfluss anführen oder dir im Vorwort danken oder so, aber es stört mich auch so nicht sonderlich.

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