Dienstag, April 29, 2008

Remembering Douglas #1

Von Neil, Mittwoch, 23. April 2008, 11:34 Uhr

Erinnerungen an Douglas #1

Ich schrieb eine von zwei oder drei Douglas Adams Einleitungen. Dies hier war die Einleitung zu M.J.Simpsons Biografie von Douglas, Hitchhiker.

Erinnerungen an Douglas

Ich traf Douglas Adams Ende 1983. Ich war gefragt worden, ihn für Penthouse zu interviewen. Ich erwartete jemand gerissenes und schlaues und BBCisches, jemanden, der wie die Stimme von Per Anhalter durch die Galaxis klang. Ich wurde an der Tür seiner Wohnung in Islington von einem sehr großen Mann mit einem breiten Lächeln und einer großen, etwas schiefen Nase empfangen, sehr unbeholfen und verspielt, als wäre er ungeachtet seiner Größe noch im Wachstum. Er war grade nach einer furchtbaren Zeit in Hollywood nach England zurückgekehrt, und er war glücklich, wieder zurück zu sein. Er war liebenswürdig, er war witzig, und er redete. Er zeigte mir seine Sachen: Er war scharf auf Computer, die damals fast noch gar nicht existierten, und auf Gitarren, und riesige aufblasbare Buntstifte, die er in Amerika entdeckt und entsetzlichen kostenintensiv nach England verschickt hatte, bevor er feststellen musste, dass es sie sehr billig in Islington gab. Er war tollpatschig: er lehnte sich gegen Dinge, stolperte darüber, oder setzte sich plötzlich auf sie drauf und zerbrach sie.

Dass Douglas gestorben war, erfuhr ich an dem Morgen nach seinem Tod, im Mai 2001, aus dem Internet (das es 1983 noch nicht gegeben hatte). Ich wurde telefonisch von einem Journalisten in Hong Kong interviewt und etwas über den Tod von Douglas Adams flatterte über den Bildschirm. Ich grunzte, unbeeindruckt (erst ein paar Tage davor war Lou Reed bei Saturday Night Live aufgetreten, um die Internetgerüchte über seinen Tod zu entkräften). Dann klickte ich auf den Link. Kurz darauf starrte ich auf die BBC Nachrichtenseite und musste erkennen, dass Douglas definitiv tot war.

“Sind Sie in Ordnung?” fragte der Journalist in Hong Kong.

“Douglas Adams ist tot,” sagte ich betäubt.

“Oh ja,” sagte er. “Es geht schon den ganzen Tag durch die Nachrichten. Kannten Sie ihn?”

“Ja,” sagte ich. Wir machten mit dem Interview weiter, udnich weiß nicht mehr, was noch gesagt wurde. Der Journalist meldete sich nach einigen Wochen noch einmal, um mir zu sagen, dass nichts verständliches oder verwertbares mehr auf dem Band sei, nachdem ich erfahren hatte, dass Douglas gestorben war, und fragte mich, ob wir das Interview wiederholen könnten.

Douglas war ein unglaublich liebenswürdiger Mensch, phänomenal wortgewandt und erstaunlich hilfreich. 1986 wühlte ich ziemlich viel in seinem Leben herum, während ich an Don’t Panic! arbeitete. Ich saß in Ecken seines Büros, während ich alte Ordner durchstöberte und einen Entwurf von Per Anhalter nach dem anderen in verschiedenen Entwicklungsstufen herauszog, über längst vergessenen Sketche stolperte, oder über Drehbücher zu Dr Who, Zeitungsausschnitte, und er war immer bereit, meine Fragen zu beantworten und mir Dinge zu erklären. Er stellte mit Dutzende Leute vor, die ich für Interviews finden musste, Leute wie Geoffrey Perkins und John Lloyd. Er mochte das fertige Buch, oder sagte zumindest, das er es mochte, und das half ebenfalls.

(Eine Erinnerung aus dieser Zeit: ich saß in Douglas Büro, trank Tee und wartete darauf, dass er mit dem Telefonieren fertig wurde, damit ich ihn noch ein wenig interviewen konnte. Er hatte Spaß an dem Telefonat über ein Projekt, dass er für das Comic Relief Buch arbeitete. Als er fertig war, entschuldigte er sich und erklärte mir dann, dass er diesen Anruf annehmen musste, weil es John Cleese gewesen war, und zwar erklärte er es in einer solchen Art und Weise, dass klar wurde, dass er hocherfreut diesen Namen in den Raum schmiss: John Cleese hatte ihn gerade angerufen, und sie hatten sich professionell wie Erwachsene unterhalten. Sie kannten sich zu diesem Zeitpunkt schon gut neun Jahre, aber dennoch wollte er mich wissen lassen, dass er einen klasse Tag hatte. Douglas hatte immer Helden.)

Douglas war einzigartig. Was wir natürlich alle sind, aber es stimmt auch, dass es bestimmte Typen Mensch gibt, und es gab nur einen Douglas Adams. Ich habe nie einen anderen menschen getroffen, der Nicht-Schreiben zu einer Kunstform erheben konnte. Niemand sonst war in der Lage so fröhlich grundlegend unglücklich zu sein. Niemand sonst hatte das leichte Lächeln und die schiefe Nase, oder die zarte Aura von Verlegenheit, die ihn wie ein Schutzschild zu umgeben schien.

Nach DouglasTod wurde ich oft wegen ihm interviewt. Ich sagte, dass ich nicht dachte, dass er je wirklich ein Romanautor gewesen war, ungeachtet der Tatsache, dass er ein internationaler Bestseller-Autor gewesen war, der einige Bücher geschrieben hat, die jetzt ein Vierteljahrhundert später als Klassiker gelten. Das Schreiben von Romanen war ein Beruf, an den er sich lehnte, oder über den er stolperte, oder auf den er sich plötzlich setzte und den er zerbrach.

Ich denke, dass Douglas vielleicht etwas war, für das wir noch kein Wort haben. Ein Futurologe oder ein Erklärer oder so etwas. Dass wir eines Tages erkennen werden, dass der wichtigste Job von allen für jemanden der ist, der Welt die Welt zu erklären auf eine Art und Weise, die sie nicht vergisst. Jemand, der die Not einer gefährdeten Art genauso leicht (oder zumindest genauso gut, da nichts, was Douglas tat je richtig leicht war) erklären kann, wie er einer analogen Rasse erklären kann, was es heißt, digital zu werden. Jemand, dessen Träume und Ideen, praktisch oder unpraktisch, immer die Größe von Planeten haben, und der immer Voraus geht und den Rest von mitnimmt.

Dies ist ein Buch gefüllt mit Fakten über jemanden, der mit Träumen handelte.


Neil Gaiman

Bologna, 15. Mai 2003

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